Gastwissenschaftlerin am IHE

Im Sommersemester 2025 ist Camila Larrazabal für einen Forschungsaufenthalt am IHE zu Gast

Camila Larrazabal Melgar ist Doktorandin an der Universität der Balearen und research assistant am Institut für Gesundheitsforschung der Balearen (IdISBa) in Palma de Mallorca. Im Mittelpunkt ihrer Forschung steht die Leistungsfähigkeit von Gesundheitsdienstleistern und -systemen.

Die Verweildauer im Krankenhaus (Length of Stay, LOS) gilt als zentrale Kennzahl zur Bewertung der Effizienz und Leistungsfähigkeit von Gesundheitssystemen. Während klinische Faktoren als maßgebliche Einflussgrößen gut dokumentiert sind, rückt zunehmend die Rolle nicht-klinischer, organisatorischer Faktoren in den Fokus, insbesondere im Zusammenhang mit akuten Krankheitsbildern wie der Sepsis. Deutschland zählt zu den EU-Mitgliedstaaten mit den höchsten Raten stationärer Versorgung, somit ist die Reduktion vermeidbarer Variabilität in der LOS nicht nur eine Frage von betrieblicher Effizienz, sondern auch ein entscheidender Aspekt für die Nachhaltigkeit des Gesundheitssystems. 

Im Rahmen ihrer Dissertation ist ein dreimonatiger Forschungsaufenthalt am Institut für Gesundheitsökonomie der Leibniz Universität Hannover geplant. Dieser soll dazu beitragen, ein vertieftes Verständnis darüber zu gewinnen, wie die Struktur von Gesundheitssystemen mit der klinischen Praxis interagiert und dabei sowohl Patientenoutcomes als auch Ressourcennutzung beeinflusst. Die Analyse basiert auf Mikrodaten aus den Jahren 2005 bis 2015, aus sämtlichen akutstationären Versorgungseinrichtungen in den 16 deutschen Bundesländern.

Die zugrunde liegende Forschungsfrage ist ermutigt durch frühere Forschung in Spanien, in denen die Variabilität der Verweildauer bei akuter Sepsis im spanischen Nationalen Gesundheitssystem (SNS) untersucht wurde. Grundlage war ein umfassender Datensatz zu akutstationären Entlassungen in den 17 autonomen Regionen Spaniens im Zeitraum von 2003 bis 2015. Mittels Überlebenszeitanalyse und Cox-Proportional-Hazards-Modellen wurden die Effekte organisatorischer Einflussfaktoren – wie Wochentag, Nähe zu Feiertagen, Saisonalität und Krankenhauskomplexität – auf die Wahrscheinlichkeit einer Entlassung untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass die Verweildauer nicht ausschließlich durch patientenbezogene Merkmale wie Alter, Geschlecht oder Komorbiditätsgrad bestimmt wird, sondern in erheblichem Maße vom institutionellen Kontext der Versorgung abhängt.

Die Implikationen dieser Forschung sind zweifach: Erstens kann die beobachtete Variabilität der LOS als Indikator für Ineffizienzen dienen, die eher auf strukturelle Rahmenbedingungen als auf medizinische Notwendigkeiten zurückzuführen sind. Zweitens lassen sich daraus konkrete Ansatzpunkte für gesundheitspolitische Maßnahmen ableiten, insbesondere im Hinblick auf die Optimierung administrativer Abläufe und die Gestaltung effizienter Versorgungsstrukturen zur besseren Nutzung öffentlicher Ressourcen.

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